Ihr lieben Bräute,

Geheimnisse sind doch etwas Wunderbares. Das Kleid der Kleider bis zum großen Tag in fremden Wohnungen vor dem Liebsten verstecken. Nächtelang an den Gastgeschenken basteln und vor Freude auf die glücklichen Gesichter der Gäste bis zum Morgengrauen nicht müde werden. Ein persönliches Eheversprechen für die Trauung schreiben und beim kleinsten Gedanken an den Moment, in dem er es hören wird, schnell die Tränen wegblinzeln.

Brautfrisur

Eine Hochzeit braucht Geheimnisse wie eine Hochsteckfrisur die Haarnadeln. Aber – um bei diesem Bild zu bleiben – ist es nicht noch schöner, wenn ein paar Locken wie zufällig um die Schultern fallen, damit das Ganze nicht verkrampft und betoniert wirkt? Ich finde: unbedingt.

Die richtige Dosis ist entscheidend. Ich bin sicher, dass hier auch einige Trauzeuginnen, Schwestern und Braut-Freundinnen mitlesen. Ihr plant Überraschungen für das glückliche Paar, für die Braut und habt dabei keinen leichten Job. Wie schnell ist eine verräterische Nachricht versehentlich in den falschen WhatsApp-Chat getippt! Albtraum! Oder Ihr wollt der Braut Fotos von Blumenschmuck auf Pinterest zeigen, dabei erhascht sie einen Blick auf Euer E-Mail-Postfach und den Nachrichtenbetreff „JGA 14.06.2014“. Aaah! Geht gar nicht!

Liebe Braut-Entourage: Macht Euch mal locker. Eine Hochzeit ist keine Geheimagenten-Performance. Niemand erwartet von Euch ein perfekt organisiertes Überraschungs-Feuerwerk, das auf die Millisekunde genau zündet. Ich denke, ich kann hier für die meisten Bräute sprechen, wenn ich sage: Ihr seid vor allem dafür da, dass die Braut von der Verlobung bis zum Beginn der Hochzeitsnacht (da seid Ihr raus, versprochen!) so richtig happy ist.

Ein Beispiel? Sehr gern. Meine allerliebste Trauzeugin hat für mich einen Junggesellinnenabschied organisiert, der meine wildesten Erwartungen kilometerweit übertroffen hat. Und das ist wörtlich gemeint, denn wir flogen mit den Mädels für ein Wochenende nach Barcelona. Weil sie wirklich die Allerliebste ist, habe ich es ihr auch nicht übel genommen, dass sie die Geheimagenten-Performance ausgereizt hat, als ginge es um ihr Leben. Das volle Programm: meinen Arzttermin hatte sie verschoben, die Sprechstundenhilfe zauberte verschwörerisch grinsend zwei gekühlte Döschen Prosecco unter ihrem Schreibtisch hervor, mir blieben etwa zwei Stunden zum Packen. Für welches Klima, verriet sie mir natürlich erstmal nicht. Als es los ging, tuschelte sie mit dem Taxifahrer und zauberte für mich eine schwarze Augenbinde hervor. Während der Fahrt vergewisserte sie sich alle drei Minuten, dass die auch wirklich fest genug saß. Dabei war die Indizienlage längst klar: es ging zum Flughafen.

Blind und händchenhaltend lief ich neben ihr durch den Abflugterminal und wartete geduldig (na ja, fast), bis alle Mädels um uns herum versammelt waren und der Doppelknoten an meinem Hinterkopf gelöst wurde. Zum Vorschein kam: mein völlig verschmiertes Augen-Makeup. Natürlich freute ich mich riesig. Das Wochenende war der Knüller.

Vor Kurzem wurde meine Trauzeugin 30. Wir planten für sie ein Wochenende zu Viert in Berlin – als Überraschung, ist klar. Sie wusste nur, dass sie mit dem Liebsten für zwei Tage irgendwo hinfahren würde und war völlig aufgelöst. Was soll ich packen? Wo geht es hin? Muss ich jetzt wirklich vier Stunden im Zug sitzen? Ich verzichtete darauf, sie mit verbundenen Augen neben mich ins Auto zu setzen und bis zur Berliner Stadtgrenze im Dunkeln zu lassen. (Die Versuchung war da, ich gebe es zu.) Statt den Spannungsbogen zu überreizen, weihte ich sie noch vor der Abfahrt in unseren (obergenialen) Plan ein. Sie fiel mir vor Erleichterung gleich zweimal um den Hals. Überraschung gelungen.

Also, Ihr Lieben. Vergesst bei Euren Undercover-Missionen nicht das Ziel: eine glückliche Braut, nicht absolute und bedingungslose Geheimhaltung. Sie wird es Euch danken, wenn Ihr sie einfach darum bittet, sich einen bestimmten Tag freizuhalten – natürlich wird sie ahnen, dass es um ihren Junggesellinnenabschied geht. Na und? Gönnt ihr ein bisschen Vorfreude statt der Angst, hinter jeder Verabredung zum Frühstück könnten Bollerwagen und Bauchladen lauern! So könnt Ihr auch viel entspannter planen. Und lasst sie bitte, bitte selbst ihre Sachen packen, falls es ein ganzes Wochenende sein soll. Es wäre doch schade, wenn sie auf jedem Foto ihres eigenen Junggesellinnenabschiedes die Jeans vom Flohmarktstapel trägt.

Und für Euch, liebe Bräute: es schadet ja nicht, Eurer Trauzeugin einige dezente Hinweise zu geben, wie viel (oder wenig) Überraschung Ihr gern hättet. Ich übernehme das sonst auch sehr gern für Euch. Schickt ihr doch einfach einen Link zu diesem Post!

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