Beim letzten Mal hatte ich Euch Tipps versprochen für Eure freie Trauung. Vor meiner eigenen bin ich auf genau fünf Hochzeiten gewesen – in meiner frühen Jugend auf einer rustikalen Dorfhochzeit, an die ich mich nur ungern erinnere, Jahre später auf einer amerikanisch inspirierten Märchenhochzeit inklusive Schloss und weißen Tauben, auf einer tschechischen Hochzeit in Prag mit einem riesigen Spanferkel neben dem Buffet, auf der sehr entspannten Hochzeitsparty eines sehr entspannten Paares, das vorher im engsten Kreis geheiratet hatte und – zwei Monate vor unserem großen Tag – auf der Hochzeit des Trauzeugen meines Bräutigams. Keine einzige davon mit einer freien Trauung.Freie Trauung Blumen

Es stellte sich also die Frage: Wie läuft sowas eigentlich ab? Mir war zu diesem Zeitpunkt immerhin bewusst, dass „frei“ nicht „im Freien“ bedeutet – eine durchaus nicht selbstverständliche Erkenntnis. Eine freie Trauung ist weder behördlich noch religiös, sondern frei – nach Schnauze, wenn Ihr so wollt. Diese Freiheit hat es in sich, denn wenn es null Vorgaben gibt, muss man sich natürlich selbst überlegen, was man eigentlich machen möchte. Gar nicht so leicht! Theoretisch könntet Ihr einfach Tante Birgit fragen, ob sie Lust hat, ein paar schöne Worte zu sagen und Eure Trauzeremonie zu übernehmen – die Sitzungen des Schützenvereins moderiert sie schließlich auch immer so gekonnt.

Bitte?! Nein, natürlich meine ich das nicht ernst. Onkel Bernd macht ja auch nicht Eure Hochzeitsfotos – aus demselben Grund: er ist kein Profi. Niemand wird Taxifahrer, nur weil er weiß, wo links und rechts ist. Warum sollte jemand verantwortlich für einen der wichtigsten Momente Eures Lebens sein, der sowas vorher noch nie gemacht hat? Ihr heiratet (wahrscheinlich) zum ersten Mal – da ist es ganz angenehm, mit Menschen zusammen zu arbeiten, für die das Ganze keine Premiere ist.

Ihr braucht nämlich Vorschläge. Für den Ablauf, für den Aufbau und die Sitzordnung, für den Inhalt, für den Anfang und das Ende. Und einen Ansprechpartner. Für Euch beide, für Eure Trauzeugen und für alle, die etwas beitragen möchten (und dürfen). Es wäre doch langweilig, wenn Ihr die Zeremonie vorher von A bis Z kennt. Ein paar kleine Überraschungen müssen schon sein. Der Gedanke, dass Eure Trauzeugen gemeinsam mit der Traurednerin etwas für Euch planen, ist Euch so angenehm wie die Vorstellung, in einem gläsernen Aufzug im 25. Stock festzustecken? Vielleicht solltet Ihr die Jobs noch mal neu verteilen. Eine Braut muss loslassen können. Und delegieren. Dann fährt auch der Aufzug wieder.

Wenn Ihr die richtigen Partner an Eurer Seite habt, kann nichts mehr schief gehen. Jetzt müsst Ihr nur noch überlegen, was zu Euch passt und wie Eure perfekte freie Trauung aussieht. Ich inspiriere Euch da nur zu gern.

Anfang Ein Klassiker: Der Bräutigam steht mit der Traurednerin vorn (und ist dabei die Ruhe selbst, ganz klar). Die Gäste sind vollzählig. Alle warten – auf die Braut. Die Musik setzt ein, die Tür geht auf, die Gäste erheben sich. Am Arm ihres Vaters/Bruders/besten Freundes betritt die Braut den Raum und schreitet durch die Reihen zu ihrem Bräutigam (der irgendwie erleichtert ist). Gemeinsam nehmen sie Platz. Die Musik verklingt. Es geht los.

Musik Ich habe bei der Suche nach passender Musik für unsere freie Trauung rosafarbenen Ausschlag auf dem Trommelfell bekommen. Ganz großer Kitschalarm! Gefühlvoll sollte es schon sein, zu „Highway to Hell“ wollte ich auch nicht zu meinem Liebsten geführt werden. Die Pianoversion von „A moment like this“ war für mich perfekt. Wir hatten einen Pianisten, aber auch falls die Musik bei Euch nicht live ist: nehmt an dieser Stelle auf jeden Fall einen Instrumental-Song. Es ist der große Auftritt der Braut! Alles andere lenkt da nur unnötig ab.

Eine Sängerin hatten wir trotzdem (sozusagen geklaut von Hochzeit Nr. 5, siehe oben – diese Gänsehaut musste ich auf meiner eigenen Hochzeit einfach auch haben). Direkt vor unseren Eheversprechen sang sie „Have a little faith in me“ – verstärktes Blinzeln bei allen Zuschauern. (Kennt Ihr diesen Film?) Und nach der Traufrage „What a difference a day makes“. Ein Klassiker mit der perfekten Message. Ich stehe ja nicht so auf die Love-forever-and-always-I-would-die-without-you-Schmonzetten. Deswegen gab es zum Abschluss der Zeremonie „Waking up in Vegas“, wieder als Pianoversion. Ich finde es am wichtigsten, dass man als Paar zu den Songs eine persönliche Verbindung hat. Eine Urlaubserinnerung, ein besonderer Kinoabend – ein paar Klänge, ein Gedanke. So schön!Freie Trauung Musik

Blumenmädchen Meine beiden Nichten, knapp 4 und 8 Jahre alt, liefen am Ende mit ihren Blumenkörbchen vor uns her und stahlen uns sowas von die Show. Nie werde ich vergessen, wie sie die Treppe herunter stapften und auf jeder Stufe mit allerhöchster Konzentration eine Handvoll Blütenblätter warfen. Ich würde mich jederzeit wieder so entscheiden: Blumenmädchen statt Brautstrauß. Meine Schwester hatte bei ihrer Hochzeit damals die Frage gestellt, wozu sie abgeschnittene Blumen mit sich herumtragen sollte. Meine Antwort: „Möchtest du lieber eine Topfpflanze im Arm halten?“ Für mich hatte sich das Thema Brautstrauß jedenfalls auch irgendwie erledigt.

Eheversprechen Ich bin die Letzte, die sich darum reißt, vor vielen erwartungsvollen Gesichtern mehr zu sagen als ein gehauchtes „Ja, ich will.“ Aber wir waren uns von Anfang an einig, dass wir uns ein persönliches Eheversprechen geben möchten. Denn worum geht es bei einer Hochzeit sonst als um ein gegenseitiges Versprechen? Dass uns sowas niemand abnehmen kann, haben wir alle ganz früh schon beim Indianerspielen gelernt. Also, traut Euch! Es lohnt sich ganz bestimmt. Wenn Ihr nicht wisst, was genau Ihr dem Liebsten sagen möchtet, wartet die ersten Treffen mit Eurem Trauredner ab. Und meine nächsten Kolumnen!

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Fotocredit: Sven Maier (Susi + Strolch Fotografie)