Im Jahr 2017 genießen wir die luxuriöse Freiheit, die Hochzeit als das Fest unseres Lebens zu feiern. Blicken wir nur eine oder zwei Generationen zurück, sehen wir ein vollkommen anderes Bild. Opa musste flugs das Aufgebot bestellen, bevor er auch nur daran denken durfte, mit Oma eine gemeinsame Wohnung anzumieten. Die Blumendeko im örtlichen Standesamt hatte ihre besten Tage hinter sich, von einer Hochzeitstorte war gar nicht erst die Rede. Und das Brautkleid? Wahrscheinlich ein schlichtes Kostümchen, das sich praktischerweise auch als Outfit für kommende Festivitäten wie das jährliche Schützenfest schickte. Nach einem Umtrunk und ein paar kalten Platten war spätestens am Abend bei den Frischvermählten der Alltag eingekehrt.

Vieles hat sich geändert, seit unsere Eltern und Großeltern sich damals das Ja-Wort gaben.

Zum Glück! Heute haben wir das Privileg zu entscheiden, ob wir heiraten wollen, wann wir heiraten, wie wir heiraten, mit welchem Nachnamen wir die Eheurkunde unterschreiben – und vor allem, WEN wir heiraten. Herkunft, Hautfarbe, Religion, Geschlecht, Kultur, Status, Beruf – wir leben in einem Jahrtausend, in dem Herzen keine Grenzen kennen. Oder?

Deko

Freiheit und Individualität haben höchsten Stellenwert für Brautpaare der Gegenwart. Wir sind so weit gekommen, dass Bräute im gewagten Hosenanzug Ja sagen können, während der uneheliche Nachwuchs eifrig Blumen streut – weder das eine noch das andere ein Skandal. Ein kleiner Fortschritt. Doch damit nicht genug. Die eigene Hochzeit unabhängig von Konventionen, Regeln und Verboten gestalten zu dürfen, bezieht sich nicht nur auf Mode und Floristik. Sondern auf das große Ganze. Wir wünschen uns, dass nachfolgende Generationen keinen Fragen mehr ausgesetzt sind, die einem Umfeld aus Hass, Neid und Misstrauen entspringen. Wir wünschen uns, dass jeder Mensch auf dieser Welt so lieben darf, wie das Herz ihm gewachsen ist. Bedingungslos und frei.

Wir sind noch lange nicht am Ziel.

Jeden Tag passieren Dinge, die uns zweifeln lassen. Zwischen den Zeilen unseres Nachrichten-Streams flüstert eine Stimme: „Wir versinken im Chaos.“ Doch wenn wir genau hinschauen, finden wir abseits der reißerischen Überschriften mindestens ebenso viel Schönes, das uns Hoffnung schenkt.

Papeterie

Wir sehen es in unserem Magazin, auf Blogs und in den sozialen Netzwerken: Bilder von Braut und Bräutigam, die von zwei weit entfernten Kontinenten stammen und doch füreinander bestimmt sind. Wir sehen Kulturen verschmelzen und zwei Familien, die zu einer werden. Wir sehen Liebe alle Hindernisse überwinden, die nur im Kopf existieren. Die Geschichte von Sarah und Samuel, die wir im Magazin erzählen durften, berührt uns tief. Weil die beiden so viele Menschen inspirieren mit ihrer unerschütterlichen Lebensfreude und der Botschaft, dass wir alles schaffen können, wenn wir an uns und an die Liebe glauben. Wenn wir unseren Blick darauf richten, wofür wir dankbar sein können und nicht auf das, was uns vielleicht fehlt.

Solche Geschichten sind der klitzekleine Ausschnitt einer Welt, wie wir sie uns wünschen: Eine Welt, in der taktisch geschürter Hass gegen die Liebe keine Chance hat. Wir bekommen eine Idee davon, was möglich wäre, wenn das Credo, das seit einigen Monaten das Internet beherrscht und in so vielen Sprachen auf Plakaten geschrieben steht, in alle Herzen dieser Welt getragen würde: „Love trumps hate.“ Liebe sticht Hass. Liebe stellt keine Fragen. Denn sie ist die Antwort.

Auf der letzten Seite in unserem Magazin gibt es von Redakteurin Astrid Schwenecke jedes Mal einen „Kuss zum Schluss“: Ihre Kolumne übers Heiraten, Braut-Sein und den ganz normalen Wahnsinn zwischen Glitzersteinchen, Gästeliste und Gefühlsausbrüchen ist die beste Medizin gegen Bridezilla-Momente und Panikattacken. Einzige Nebenwirkung: Die wunderbare Gewissheit, dass alles gut wird.Eine absolute Leseempfehlung für jede gestresste Bride-to-be – jetzt auch hier auf dem Blog!

Fotocredits

Papeterie, Konzept & Organisation: Kerstin Nothacker | Fotografie, Konzept & Organisation: Miriam Horntrich | Floristik & Dekoration: Desirée Malaschitz | Ringe: Michaela Römer

Auch interessant: Deutsch-japanische Hochzeit am Bodensee