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Heute vor genau einer Woche saß ich hier vor dem Rechner mit Pippi in den Augen. Las immer wieder diesen Text, den Chris über mich geschrieben hatte. Fast war es mir ein bisschen unangenehm – so viel Lob ist man ja nicht gewohnt. Ihr kennt das: Wenn jemand sagt „Tolle Bluse hast du heute an!“, dann antwortet man reflexartig sowas wie „Ach, die war ganz billig, bei H&M im Sale. Ist auch schon drei Jahre alt.“ Anstatt sich einfach zu freuen und Danke zu sagen. Ganz schön doof, oder?

Ich hab mich jedenfalls gefreut. Sehr. Ich kenne das nämlich auch anders. Also, wirklich GANZ anders. Ich erinnere mich noch gut an das Gefühl jeden Sonntagabend, dieses „Hey monday, you bastard“-Gefühl, aber ohne jedes ironische Augenzwinkern. An nicht enden wollende Meetings mit schlechtem Kaffee und noch schlechterem Keksgebäck. An die Überstunden im Großraumbüro mit fluoreszierendem OP-Charme und an den Chef, dessen Ego so gerade eben in den neuen 7er BMW passt und der am angenehmsten ist, wenn er nicht da ist. Aber von dieser Sorte Chef möchte ich heute überhaupt nicht weiter reden. Sondern von Chris.

Zum Einstieg 6 zusammengewürfelte Fakten.

    1. Chris ist studierte Journalistin und seit über 15 Jahren in der Welt der Medien unterwegs.
    2. Radio-Reporterin, TV-Redakteurin beim SWR, Chefin vom Dienst beim ARD, Hochzeitsbloggerin, Autorin, Trainerin, DIY-Künstlerin, Hochzeitsboutique-Mitveranstalterin und Projekt-Jongleurin – ein kurzer Auszug aus Chris‘ Lebenslauf.
    3. Geboren in Franken, im Herzen Hamburgerin und der Liebe wegen in die Schweiz übergesiedelt.
    4. Chris liebt es, mit ihrem Gatten zu segeln und zu wandern, in Schweden, in Thailand oder in den Dolomiten. Das Konzept eines Pauschalurlaubes hat sich ihr nie erschlossen.
    5. Chris hat zwar kurze Haare und einen Unisex-Vornamen, mag es aber trotzdem nicht, mit Herr Libuda angesprochen zu werden. Ihr vollständiger Name lautet Christina.
    6. Wie alle Freelancer trägt Chris im Home Office gern Jogginghose und bewahrt am liebsten Stillschweigen über ihr Outfit am Abend ihrer eigenen Hochzeit.

Und das Wichtigste: Chris ist unsere Chefredakteurin. Sie zieht die Fäden im Hintergrund, trifft Entscheidungen, führt auch die heikelste Verhandlung mit yogischer Gelassenheit und moderiert nebenher noch fünf Sendungen für den SWR. Mit Chris gibt es keine Jours fixes, Kick-offs und Powerpoint-Bullshit. Es könnte aber sein, dass während ihres Urlaubs nachts um drei eine Mail eintrifft mit einem Notruf, abgeschickt von einem Segelboot vor der thailändischen Küste: „Wir haben SPAM auf unserer Facebook-Seite, was ist da los?! Hab hier kaum Netz.“

Wie gut das Verhältnis zur eigenen Chefin ist, lässt sich an dieser Stelle sehr gut beurteilen. Nämlich anhand der Frage: Wie hoch ist der Pain-in-the-ass-Faktor, wenn die Chefin Mails aus dem Urlaub schickt? Bei Chris ist er gleich Null. Dafür ist der Fun-Faktor umso höher. Am Telefon, per Chat oder bei einem unserer (leider viel zu seltenen) Treffen in Chris‘ alter Heimat Hamburg-Eimsbüttel. Natürlich reicht nie die Zeit für all das, was wir uns zu sagen haben, über unseren Blog, das Magazin und das Leben an sich. Chris muss wieder los – zum Frisörtermin in Hamburg (in der Schweizer Provinz sind gute Haarstylisten schwer zu finden), vielleicht aber auch zu Ausgrabungen unter sengender Sonne mit ihrem archäologisch veranlagten Ehemann. Bei Chris weiß man das nie so genau.

Eines aber ist ganz sicher. Chris ist da, wenn es drauf ankommt. Ja, ich bau dir schnell ne hübsche Grafik für den Post morgen. Ja, ich ruf da kurz an und kläre das. Warte, ich durchwühle mal eben die 3.421 Mails und finde was. Und immer wieder: Ich kümmere mich. Solche Sätze sind Gold wert, im größten Stress. Klar, den gibt’s bei uns auch, Super-Chefin hin oder her. Aber nie so, dass es ernsthaft nervt. Weil die Verbissenheit fehlt und die offensichtliche Sinnlosigkeit, die Chef-Ansagen sonst so oft an sich haben. Weil Chris mal eben winzig kleine Schühchen strickt für den Redaktions-Nachwuchs und größtes Verständnis hat für den Mama-Alltag zwischen Wutanfall und Mittagsschläfchen.

So macht das Arbeiten einfach Spaß, selbst wenn wieder mal nur 20 Minuten Zeit bleiben für den nächsten Blogpost. Ich bin dem Universum unendlich dankbar für all die verrückten Umwege, die Chris und mich in die marryMAG-Redaktion geführt haben. Jetzt fehlt uns zu unserem Glück nur noch das gemeinsame Büro an der Alster, dazu drei gutaussehende Praktikanten – wenn wir schon beim Wunschzettelschreiben sind. Interested, anyone? Eine bessere Chefin werdet Ihr so schnell nicht finden!

Wenn Ihr mehr wissen wollt über Chris: Hier geht’s lang.