Auf der letzten Seite in unserem Magazin gibt es von Redakteurin Astrid Schwenecke jedes Mal einen „Kuss zum Schluss“: Ihre Kolumne übers Heiraten, Braut-Sein und den ganz normalen Wahnsinn zwischen Glitzersteinchen, Gästeliste und Gefühlsausbrüchen ist die beste Medizin gegen Bridezilla-Momente und Panikattacken. Einzige Nebenwirkung: Die wunderbare Gewissheit, dass alles gut wird. Eine absolute Leseempfehlung für jede gestresste Bride-to-be – ab jetzt auch hier auf dem Blog! Heute: der After Wedding Blues.

Der letzte Tanz ist getanzt, der DJ spielt „Tag am Meer“ und regelt langsam die Lautstärke runter. Die Stimmung ist gechillt. Und minimal wehmütig. Noch machen der Glücksrausch und vielleicht auch der Alkohol in den Blutbahnen einen zuverlässigen Job und betten die Seele auf Wolken. Bis zum nächsten Morgen, vielleicht noch für ein paar Tage oder bis zum Honeymoon. Und dann?

Es lässt sich nicht ändern: Die Party ist vorbei. Die Hochzeitsplanung Geschichte. Statt Aufregung und Vorfreude sitzt beim Aufwachen ein fetter Kater mit im Bett – und im Festsaal wartet das vor wenigen Stunden euphorisch verstreute Konfetti darauf, in den Abfall gefegt zu werden. Was jetzt? Decke über den Kopf, den Song vom Hochzeitstanz auf die Kopfhörer und hemmungslos schluchzen?

Deko

Ich halte das für keine schlechte Idee. Je schöner die Hochzeit, desto heftiger der After Wedding Blues. Wenn ihr neben dem Liebsten aufwacht, in seine Augen schaut und euch beim ersten Gedanken an euren großen Tag, der jetzt eine Erinnerung ist, die Tränen in die Augen steigen – dann habt ihr alles richtig gemacht. Auch weil der Liebste ja da ist, jetzt und für immer. Ihr seid mit ihm verheiratet. Und habt hoffentlich an genug Taschentücher gedacht.

Wenn ihr einen Film im Kino anschaut, der so richtig ans Herz geht, der Bilder zeigt von der ganz großen Liebe, die nicht immer leicht ist und am Ende trotz allem bedingungslos recht hat – dann geht das nicht, ohne dass die Wimperntusche kolossal verläuft. Ist klar, oder? Und bei einer Hochzeit ist es nicht anders. Also seid bereit für den großen Blues. Und genießt ihn! Kuschelt euch ein mit ihm und dem neuen Ehemann. Gibt es schönere Gründe zum Weinen, als von der Erinnerung an die eigene Hochzeit überwältigt zu sein? Vielleicht ein paar. Aber nicht viele.

Location

Genießen ist hier das Stichwort. Überlasst das Aufräumen der Partylocation anderen, wenn ihr könnt. Starrt bitte nicht auf die Überreste der Fete von letzter Nacht – auf die gestapelten Stühle, die rotweinfleckigen Tischdecken und das eine oder andere vergessene Gastgeschenk. Tut das bitte nicht. Wir möchten keine Weltuntergangsstimmung, sondern zum After Wedding Blues tanzen. Also streichelt eure Eheringe und schaut euch lieber Fotos an. Erst die Schnappschüsse auf dem Handy, ein paar Wochen später das Album eures Fotografen. Euer Hochzeitsvideo, wenn ihr eins habt. Die Tränchen kommen immer wieder, aber mit der Zeit werden sie freundlicher, lassen sich wegblinzeln und verwandeln sich in Gänsehaut. Aus „Oh nein, es ist wirklich vorbei!“ wird „Oh ja, es war so schön!“ Und dieses Gefühl bleibt für immer.

Fotos: Charmewedd

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